von 4000 bis 560 v. Chr. 15
siedelten Griechen unglücklich und verlor durch einen Aufstand
des Heeres sein Leben.
Der Feldherr Amasis (gest. 525), den das Heer zum Kö-
nige ausrief, war zwar von niedriger Abkunft, aber des Glückes
würdig, das ihn auf den Thron erhob. Friedensliebe, Gerech-
tigkeitssinn, Ordnung und Thätigkeit in allen Zweigen der Staats-
verfassung , besonders aber die Beförderung des Handels und
Verkehrs machten, daß daö Laud unter ihm seine höchste Blüthe
erreichte. Doch gegen das Ende seiner Regierung drohte seinem
Reiche der Untergang. Er selbst erlebte zwar den Einfall der
Perser nicht mehr; aber unter seinem Sohne Psammeuit
ward Aegypten durch Cambyses erobert und zu einer persischen
Provinz gemacht 525 v. Chr.
In Aegypten herrschten fortwährend meist erbliche Könige,
Pharaonen genannt, welche in der frühesten Zeit wahrschein-
lich aus der Priesterkaste, später aus der Kriegerkaste genommen
wurden. Die Verwaltung des Staates knüpfte sich an die, dem
Sesostris beigelegte Eintheilung des Landes in Nomen oder
Tempel-Distrikte. Das Volk zerfiel in erbliche Kasten oder Stände.
Die erste und wichtigste war die Priesterkaste. Sie war über
ganz Aegypten verbreitet, und jeder Haupttempel hatte seine eigene
Priesterfamilie, der daö umliegende Tempelgebiet gehörte. Als
Erzieher und Rathgeber der Könige, so wie überhaupt als die
erblichen Inhaber der Staatsämter und aller wissenschaftlichen
Kenntnisse, übten die Priester den größten Einfluß im Staate.
Dieser Kaste zunächst stand die der Krieger, welche aber nicht
ein stehendes Heer von Söldlingen bildeten, sondern von ihrem
Grundeigenthum lebten, das sie entweder selbst bauten oder durch
Landleute bauen ließen. Die dritte Kaste war die der Acker-
bauer, und auf diese folgte die Kaste der Gewerbtreibenden, zu
welcher auch die Kaufleute gehörten, dann die der Nilschiffer,
der Schweinehirten und zuletzt, als sich Aegypten dem Aus-
lande nicht mehr versperrte, die der Dollmetscher, welche von
den auf Psammetichs Geheiß in der griechischen Sprache un-
terrichteten Aegyptiern abstammten. Aus keiner Kaste konnte man
in eine andere übergehen.
Das Schriftsyftem der Aegyptier bestand aus drei Schrift-
arten: der demotischen oder Volköschrift, der hieratischen oder
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T85: [König Alexander Reich Sohn Perser Tod Syrien Darius Cyrus Provinz], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
von 560 bis 323 v. Chr.
31
lief erbauten das erste große Schiff. Der Geist für gemeinsame
Unternehmungen wurde rege. Jason unternahm von Jolkos aus
in Verbindung mit dem Kern der griechischen Heldenjugend eine
Fahrt aus dem Schiffe Argo (etwa 1250 v. Chr.) nach dem
Wunderlande Kolchis am schwarzen Meere, mehr wohl aus Lust
au Abenteuern, als um das goldene Vließ (Symbol des Reich-
thumölzu holen, welches Phryrus schon früher dahin gebracht hatte.
Eben so merkwürdig ist der Krieg, welchen um 1225 v. Chr.
sieben verbündete Fürsten aus dem Peloponnes gegen daö schon
mächtige Thebä unternahmen, um dem Polynices, einem Sohne
des unglücklichen Oedipus und Schwiegersöhne des Adrastus
von Argos, gegen seinen Bruder Eteokles beizustehen. Erst
zehn Jahre später wurde der Rachekrieg durch die Söhne der Er-
schlagenen erneuert und durch die Zerstörung Thebä's beendigt.
Noch wichtiger und auf die Bildung der Griechen einflußrei-
cher war der dritte Heroenzug, der trojanische Krieg (um
1194 v. Chr.). Paris, ein Sohn des trojanischen Königs P ria-
mus, hatte treuloser Weise des Mene laus, des Fürsten von
Sparta, Gemahlin, die Helena entführt. Diese Schmach zu
rächen oder vielmehr aus erblichem Haß, weil Jlu s, des Priamus
Großvater, einst den Tantalus vertrieben hatte, bot Aga-
memnon, des Menelaus Bruder und Fürst von Argos undmy-
cenä, welches damals der mächtigste Staat im Peloponnes war,
das gesammte Griechenland zu einem Rachekrieg gegen die Teuk-
rer auf. Huuderttauseud Krieger setzten auf zwölshundert Schif-
fen unter der Oberanführung des Agamemnon nach Asien über.
Die berühmtesten Fürsten, welche an diesem Zuge Antheil nah-
men, waren: Achilles, Patroklus und Philoktetes aus
Thessalien, Nestor aus Messenien, Diomedes aus Argolis,
Ajar von Salamis, Odysseus von Jthaka, Jbomeueus
aus Creta u. a. Der ausgezeichnetste Held unter den Trojanern
war Hektar, des Priamus ältester Sohn. Dieser Krieg soll
zehn Jahre gebauert haben und endigte mit der Zerstörung von
Jliìliu, der Hauptstadt des trojanischen Reiches.
Die Sieger kehrten, mit Schätzen und Kenntnissen mannigfal-
tiger Art bereichert, in ihr Vaterland zurück. Außerdem bewirkte
dieses mit Sieg gekrönte Unternehmen, daß die Griechen von die-
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König]]
TM Hauptwörter (100): [T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat], T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin], T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien]]
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Extrahierte Personennamen: Jason Jolkos Helena Achilles Odysseus_von_Jthaka
Extrahierte Ortsnamen: Wunderlande_Kolchis Argos Paris Sparta Argos Asien Thessalien Salamis Creta
v. 4000 bis 560 v. Chr. 17
besonders zu Groß-Apollinopolis, Tentyris, Theben und auf den
Nilinseln Elephantine und Philä, welche auch in Trümmern noch
bewunderungswürdig groß unv erhaben find.
Handel trieben die Aegyptier schon in den ältesten Zeiten,
doch mehr Trausito- und Passiv- als Aktivhandel, bis sie seit
Psammetich mit andern Völkern in nähere Verbindung getreten
waren. Der Handel im Laude war lebhaft und der Gewerbssieiß
sehr groß; ihre Gewebe zeichneten sich durch Feinheit und Far-
beuschmuck aus, und ihre Arbeiten in Metall waren mannigfal-
tig und geschmackvoll. Ihre Gesetze zeichneten sich durch Ver-
ständigkeit und Menschlichkeit aus, und das Gerichtswesen war
mit großer Einsicht geordnet. Ueberhaupt waren die Aegyptier
mäßig und enthaltsam, abgeschloffen und stolz gegen Fremde, und
nur bisweilen wurde ihr Ernst durch schwärmerische Ausgelassen-
heit verdrängt.
vi. Der religiöse Zuftans dieser Völker.
Die ursprünglich reine Erkenutniß Gottes artete auch unter
dem, von den Noachiden abstammeuden Meuschengeschlechte bald
in Abgötterei aus. Die von dem Schöpfer in die Brust eines je-
den Menschen gesenkte Idee von einem höchsten Wesen, sowie das
Gefühl eigener Schwäche und Abhängigkeit ließ die Menschen die-
ses höchste Wesen bei großen Naturerscheinungen zwar ahnen, aber
sie verwechselten, von den äußern Eindrücken beherrscht, den Schö-
pfer mit dem Geschöpfe und erwiesen den Gestirnen, einzelnen
Kräften der Natur, verdienstvollen Menschen, nützlichen oder
schädlichen Thieren, ja selbst eigens von ihnen phantastisch ge-
formten Bildwerken göttliche Ehre.
So war daö Religionssystem der Babylonier Sabaiömus
oder Gestirndieust. Der Einfluß der Sonne, des Mondes
und der Planeten auf die Fruchtbarkeit der Erde, sowie die Er-
fahrung, daß, wenn gewiße Sterne am Himmel sichtbar wären,
das Pflanzen, Säen und Ernten gesegneter als zu andern Zeiten
fey, veranlaßte die Menschen, die Gestirne selbst als Gottheiten
zu verehren. Bald beschäftigte sich eine eigene Klasse von Men-
schen (chaldäische Priesterkaste) mit fortwährender Beobachtung
2
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde]]
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34
Zweite Periode
Als ein nicht minder wichtiges Mittel zur Erhaltung derna-
tionalität diente die gemeinsame Religion, vorzüglich durch
die Orakel-Institute, welche bei allen wichtigen Staats-Angele-
genheiten um Rath und Hilfe, um Vermittelung und Versöhnung
gebeten wurden. Der griechische Religions-Cultus war von Asien
und Aegypten aus durch die Einwanderer nach Griechenland ge-
bracht worden. Sein Hauptcharakter war zwar auch eine sym-
bolische Darstellung des Grundes und Zusammenhanges der Welt
und der Naturkräfte, aber auf eine eigenthümliche Weise unter
der Gestalt einer Götterfamilie und nach dem Bilde der Menschen-
und Heroenwelt. Die griechischen Götter erscheinen als überir-
dische Wesen mit allen moralischen Vorzügen und Mängeln der
menschlichen Natur, ausgezeichnet nur vor ihren sterblichen Bil-
dern durch höhere physische Kraft, durch eine erhabene und zum
Theil schönere Gestalt und einen ätherischen Körper. Sie lenken
die Welt und die Schicksale der Menschen nach dem unabänder-
lichen Fatum und offenbaren ihren Willen entweder durch unmit-
telbaren Verkehr mit denselben oder durch Orakel und Zeichen am
Himmel und auf der Erde.
Neben der gemeinen Volksreligion, in welcher die Götter zu
Aftergebilden der Phantasie herabsanken, gab es auch noch eine
geheime Religion der Gebildeten, Mysterien genannt, in denen
der alte symbolische Lehrbegriff, nach welchem die Götter Gegen-
stände und Kräfte der Natur in ihrem Wesen und Wirken dar-
stellten, erhalten und durch Tradition fortgepflanzt wurde. Eine
abgesonderte Priesterkaste gab es bei den Griechen nicht. Die höchsten
Männer im Staate verrichteten gewöhnlich auch daö Priesteramt'
Endlich wurde die Nation noch durch die Sprache, welche
ohngeachtet der Dialekt-Verschiedenheit doch bei allen Griechen
dieselbe war, zusammengehalten, vorzüglich seitdem die Gesänge
Homers ein Gemeingut der Nation geworden waren.
2. Die beiden vorzüglichsten Staaten Griechenlands,
s. Sparta.
Unter allen griechischen Staaten ragten bald Sparta und
Athen so bedeutend hervor, daß von dieser Zeit an ihre Geschichte
ganz die der übrigen wird.
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TM Hauptwörter (100): [T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
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Extrahierte Ortsnamen: Asien Griechenland Griechenlands Sparta Sparta Athen
35
von 560 bis 323 v. Chr.
Die Eurystheniden oder Ägiden und Prokliden oder
Eurypontiden hatten feit der dorischen Wanderung mit ihren
Stammgenossen, welche späterhin Spartaner genannt -wurden,
ihren Wohnsitz in und um die Stadt Sparta genommen. Von
hier aus machten sie die alten Landesbewohner, die Lacedämo-
ni er oder Perioiken zu kriegs- und steuerpflichtigen Untertha-
nen. Die dritte Classe der Bevölkerung bildeten die Heloten
(Einwohner der eroberten Stadt Helos?), welche als Haus- und
Staatssklaven eine harte Behandlung zu erdulden hatten.
Während der beständigen Kämpfe mit den Grenznachbarn
waren, bei dem Mangel einer gesetzmäßigen Verfassung, Unruhen
im Innern entstanden. Da trat um das Jahr 880 v. Chr. Lykur-
gus, ein Proklide, als Retter seines Vaterlandes auf. Als sein
Neffe Charilaus, über den er die Vormundschaft edel und uneigen-
nützig geführt hatte, die Königswürde selbst übernommen, begab
er sich auf Reisen und namentlich nach Creta, wo er die Gesetze
des Minos, und nach Jonien, wo er die Gesänge Homers kennen
lernte. Nach seiner Rückkehr unternahm er das große Werk der
Gesetzgebung, bei dessen Einführung ihn vorzüglich das delphische
Orakel unterstützte. Sein Hauptstreben ging in seinen Gesetzen
darauf hin, die Spartaner zu einem mäßigen, starken und kriege-
rischen Volke zu bilden. Deßhalb galt ihm in Hinsicht auf das
Privatleben als Hauptgrundsatz: Jeder Bürger ist Eigenthum des
Staates und demselben unbediugten Gehorsam schuldig. Er nahm
daher eine neue Vertheilung des Landes vor, wornach neuntausend
Theile den Spartanern und dreißig tausend den Lacedämoniern
angewiesen wurden. Der Verkauf oder die Verschenkung dieser
Grundstücke war verboten. Um allen Lurus zu entfernen, ordnete
er das tägliche Zusammenessen der Bürger nach den Abtheilungen
in dreißig Zünfte, je fünfzehn an einer Tafel, mit vorgeschriebenen
Gerichten (die schwarze Suppe) an. Er verbot den Aufenthalt
von Fremden, besonders von Rednern und Künstlern, das Reisen
ins Ausland, sowie auch das Erlernen von Künsten und Wissen-
schaften — die gymnastischen ausgenommen — und den Gebrauch
anderer als eiserner Münzen. Vom siebenten Jahre an wurden
die Kinder — Schwächlinge setzte man aus — in öffentlichen
3*
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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36
Zweite Periode
Gebäuden erzogen. Stärkung der körperlichen Kräfte, Gewöhnung an
Schmerz, strengen Gehorsam gegen die Gesetze und an Hochachtung
des Alters, Schärfung des gesunden Menschenverstandes, Aus-
wendiglernen der Gefetzes-Sprüche und Kriegslieder war der Zweck
der Erziehung.
Die Staatsgewalten waren gegenseitig weise beschränkt. Zwei
Könige, aus dem Stamme des Herakles, standen an der Spitze
des Staates, als Führer im Kriege und als die ersten Magistrats-
personen im Frieden. Oberstes Criminalgericht und höchste Regie-
rungsbehörde unter dem Vorsitze der Könige war der Rath der
Alten, bestehend aus 28 Mitgliedern, welche nicht unter 60jahren
alt seyn durften und vom Volke auf Lebenszeit gewählt wurden.
Die Volksversammlung entschied über Krieg und Frieden,
wählte die Senatoren und stimmte über die Beschlüsse des Senates
und Gesetzesvorschläge ab. Die fünf jährlich vom Volke erwähl-
ten Ephoren übten als Aufseher über die Sitten und Erhaltung
der Verfassung große Macht selbst über die Könige.
Die neu gewonnene Kraft dieses Volkes zeigte sich vorzüglich
in den Kriegen mit den Messen lern, einem tapfern, freiheits-
liebenden Volke. Der erste dauerte von 743 — 724 v. Ehr.
Gegenseitige Ungerechtigkeiten hatten dazu Veranlassung gegeben.
Die Messenier kämpften heldenmüthig unter ihrem Könige Ar ist o-
demus; mußten aber doch zuletzt unterliegen, da die Bergfeste
Jthome fiel, und Aristodemuö sich aus Verzweiflung über die ver-
geblich geopferte Tochter ermordete. Die Besiegten wurden zins-
bar gemacht und mit Schmach überhäuft. Dieses harten Joches
müde, erneuerten die Messenier den Krieg (im I. 685), dessen
Ausgang lange unentschieden blieb, da sie unter ihrem helden-
müthigen Führer A risto me ne s tapfer fochten, und die Spartaner
durch des Tyrtäuö Schlachtgesänge zur alten Tapferkeit begeistert
wurden. Erst als die Festung Ira durch Verrath gefallen war,
hörte Messenien auf einen Staat zu bilden (668 v. Ehr.). Hundert
Jahre verflossen hierauf im Frieden. Nun aber griffen die Spar-
taner wiederholt Arkadien (Tegea) und Argos an und erhöhten
dadurch so ihren Kriegsruhm, daß sie, als Hauptmacht in Griechen-
land, vom lydischen Könige Crösus zum Bunde gegen die Perser
und vom Jsagoras in Athen gegen die Partei der Alkmäouiden
aufgerufen wurden.
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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v. 560 bis 323 v. Chr.
37
b. Athen.
Früher als die übrigen Griechen gelangten die Einwohner
von Attika zu bürgerlicher Ordnung und Gesetzlichkeit. Anfangs
regierten auch hier Könige, unter welchen Theseus (um 1300
v. Chr.) und Codrus die berühmtesten sind. Als letzterer bei
einem Einfalle der Dorer im I. 1068 v. Chr. freiwillig sein Leben
zum Wohle des Staates aufgeopfert hatte, hoben die Athener die
königliche Würde auf und wählten den Me don, des Codrus
ältesten Sohn, zum Archonten.
Diese Würde war anfangs erblich und lebenslänglich, doch
mußten die Archonten Rechenschaft von ihrer Verwaltung des
Staates vor dem Volke, welches in Edle, Ackerbauende und
Gewerbtreibende zerfiel, ablegen. Als aber Alkmäon imi. 752
v. Chr. gestorben war, ertheilte man die Archontenwürde auf zehn
Jahre, und seit 682 v. Chr. nur auf Ein Jahr und zwar nicht
Einem, sondern neun Archonten, die sich in die Staatsverwaltung
theilten.
Durch die steigende Uebermacht und Willkühr der Aristokraten
zu sehr gedrückt, forderte das Volk den Archonten Drako, einen
sittlich strengen Mann, im I. 622 v. Chr. auf, Gesetze abzufassen.
Diese konnten aber wegen ihrer Strenge nicht angewendet werden,
indem nach denselben alle Vergehungen ohne Unterschied mit dem
Tode oder ewiger Verbannung bestraft werden sollten. Der
Parteienkampf stieg bis zur anarchischen Zerrüttung. Da trat
auch in Athen ein Gesetzgeber als Retter des Staates auf.
Solon, ein Codride und erster Archon, erhielt im I. 594
v. Chr. den Auftrag, eine Constitution zu entwerfen. Dieser
weise Mann ging dabei von dem Grundsätze aus, daß im Staate
alle Bürger im Wesentlichen einander gleich, aber die politischen
Rechte und Pflichten der Einzelnen nach ihren Leistungen und
ihrer Würdigkeit sich richten sollten, und daß nur bei einer freien
Entwickelung aller Kräfte des Menschen für daü Wohl und den
Ruhm eines Volkes gesorgt werden könne.
Als vorläufige Maaßregeln ordnete er die Scisachtheia d. i.
eine Erleichterung der Schuldenlast, indem er den Geldwert!), und
zwar die Mine von 75 Drachmen zu 100 Drachmen erhöhte, sowie
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König]]
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77
von 323 v. Chr. bkö auf Christus.
zweite und dritte durch einen Sieg der Römer, der vierte durch
den Zweikampf des M. Valerius (Corvus) mit einem galli-
schen Krieger und durch den Sieg des L. Für ins Caini lluö,
des Sohnes des Diktators, entschieden.
4) Roms Kriege mit den Samuitern.
Wichtiger und einflußreicher als alle bisherigen Kriege, welche
meist nur zur Erhaltung und Sicherung des Priucipates geführt
wurden, war der Kampf mit den Samuitern, der kräftigsten
und kühnsten Völkerschaft Mittelitaliens. Cr dauerte mit kurzen
Unterbrechungen mehr als fünfzig Jahre (v. 343 — 290 v. Chr.)
und wurde, indem aus demselben der letzte Krieg mit den Latinern
und Etruskern und ein allgemeiner Angriff aller übrigen Völker
Italiens hervorbrach, ein Kampf um Italien, ja um die Welt-
herrschaft selbst. Mit ihm begann Roms Heldenperiode. Die
Ursache des ersten Samuiterkrieges war der Kampf der Samniter
mit den Sidicinern, welche von Capua, der Hauptstadt Campa-
nieus, Hilfe erhalten hatten, aber dennoch geschlagen worden waren,
worauf die Campaner bei den Römern um Schutz nachsuchten.
Die Römer siegten in der entscheidenden Schlacht am Berge
Gaurus unter M. Valerius Corvus und bald nachher bei
Sueffula. Derhieraufabgeschlosseueseparatfriebezwischen Rom (ohne
Latium) und den Samuitern ging in ein Bündniß über 341 v. Chr.
Die Latiner, welche den Römern gegen die Samniter Bei-
stand geleistet hatten, foderten bei dem zu ermittelnden Frieden
gleiche Rechte mit den römischen Staatsbürgern, worüber der
römische Senat aufs Höchste erbittert wurde. Das römisch-sam-
nitische Heer siegte unter T. Maulius Torquatus in der
blutigen Schlacht am Vesuv vorzüglich dadurch, daß P. Decius
Mus sich freiwillig dem Tode weihte. Ein zweiter bei Minturnä
(338) erfochtener Sieg des T. Maulius, welcher seinen eigenen
Sohn, weil er gegen sein Verbot einen latiuischen Befehlshaber
im Zweikampfe erlegt hatte, mit dem Tode bestrafte, hatte die
Unterjochuug Latiums zur Folge. Seitdem verschwinden auch die
Sidiciner, gleichwie die Volsker.
Diese Ausdehnung der römischen Herrschaft war den Sam-
nitern nicht gleichgiltig, um so weniger, als ihnen auch das
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal]]
TM Hauptwörter (100): [T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht]]
TM Hauptwörter (200): [T146: [Rom Römer Stadt Krieg Gallier Rmer Italien Heer Jahr Schlacht]]
39
von 560 bis 323 v. Chr.
durchgegangen, so mußte er seine völlige Bestätigung durch den
Areopagus erhalten, welcher aus den abgehenden Archonten
besetzt wurde. Dieser ehrwürdige Rath, schon srüher angeordnet,
wurde von Solon verbessert und so eingerichtet, daß er gleichsam
den Grundpfeiler der Verfassung ausmachte. Er mußte nicht nur
die Beschlüsse der Volksversammlung prüfen und nach Gutbefinden
bestätigen oder für nichtig erklären, sondern auch die Aufsicht über
die Sitten der Bürger führen und das Betragen der abgegangenen
Archonten untersuchen. Er entschied über Leben und Tod. Zur
Besetzung der übrigen Gerichte wurden alljährlich sechs tausend
Bürger als Geschworene (Heliasten) durch das Loos bestimmt.
Eben so weise waren Solonö Verordnungen in Rücksicht des
Privatlebens, besonders aber der Erziehung. Kein Bürger durfte
in politischen Parteiungen bei Lebensstrafe neutral bleiben, um bei
einem jeden eine stets rege Theilnahme am Gemeinwohle des
Staates zu erhalten. Müssiggang war aufs strengste verbot?».
Die ärmern Bürger trieben gewöhnlich Ackerbau, Schifffahrt und
Handwerke; die reichern beschäftigten sich mit Künsten und Wissen-
schaften und übernahmen dann öffentliche Aemter.
Solon hatte die neue Gestaltung des Staates auf hundert
Zahre für unabänderlich erklärt. Nichts desto weniger bemächtigte
sich Pisistratus, als Haupt und Liebling der Volkspartei, durch
List der Alleinherrschaft in Athen. Er wurde zwar durch die
Alkmäonioen, an deren Spitze Mega kl es stand, zweimal ver-
trieben; als er aber um 538 v. Chr. dieselbe zum dritten Male
an sich gerissen hatte, behielt er sie bis an sein Ende (528) und
trug sie sogar an seine Söhne über. Die Alleinherrschaft (Tyrannis)
der Pisistratiden war aber keineswegs drückend. Sie ließen die
Solon'sche Verfassung fortdauern und suchten das Volk daran zu
gewöhnen; sie beförderten Gewerbe, Künste und Wissenschaften,
und Pisistratus war cs, der die Homerischen Gesänge durch Dias-
keuasten sammeln und ordnen ließ. Sein Sohn Hipparchus
ahmte das Beispiel des Vaters nach, wurde aber dennoch von
zwei beleidigten Feinden, Harmodiuö und Aristogiton, im
I. 514 v. Ehr. ermordet. Darüber erbittert, fing sein Bruder
Hippias an, mit mehr Strenge zu herrschen, beschleunigte aber
dadurch seinen Sturz. Die verbannten Alkmäoniden besetzten mit
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
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TM Hauptwörter (200): [T22: [Athen Athener Sparta Solon Spartaner Staat Jahr Stadt Krieg Mann], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk]]
von 323 v. Chr. bis auf Christus.
79
5) Die Römer unterwerfen sich Unteritalien im Kriege
mit Tarent und dem Könige Pyrrhus.
Bald fanden die Römer nach Besiegung der Samniter eine
Veranlassung, ihre Herrschaft auch in Unteritalien zu begründen.
Thurii, von den Bruttiern und Lucanern belagert, rief die Römer
zu Hilfe; C. Fabricius entsetzte die Stadt und legte eine
römische Besatzung in dieselbe. Obwohl die Römer mit Tarent,
daö die reichste und mächtigste griechische Colonie in Unteritalien,
aber durch Ueppigkeit verweichlicht war, einen Vertrag abgeschlossen
hatten, der ihre Schifffahrt bis zum Vorgebirge Lacinium beschränkte,
erschien Cornelius doch mit zehn bedeckten Schiffen vor dieser
Stadt. Die Tarentiner nahmen fünf derselben weg, eroberten
nach Vertreibung der römischen Besatzung Thurii und beleidigten
eine deßhalb an sie abgeschickte Gesandtschaft. Darüber entstand
ein Krieg, und die Tarentiner reizten nicht nur die Samniter,
Etrurier und Bojer gegen Rom auf, sondern riefen auch deir
König Pyrrhus von Epirus zu Hilfe. Dieser kam mit einem
Heere und zwanzig Elephanten nach Italien, errang bei Hera-
klea am Siris (280) einen so theuer erkauften Sieg, daß er
durch seinen Freund, den Thessalier Cineas, einen gewandten
Redner und Staatsmann, dem Heldenvolke den Frieden anbieten
ließ. Schon war der Senat im Begriff, den Antrag anzunehmen.
da ließ sich der alte Appius Claudius', der Blinde, in den
Tempel tragen, wo die Senatoren versammelt waren, und ver-
eitelte durch seine strafende Anrede die Unterhandlung. Cineas
konnte, da er seinem Herrn Bericht erstattete, sich nicht enthalten,
zu sagen, Rom sei ein wunderbarer Staat seiner trefflichen Ver-
waltung und dem Leben seiner Bürger nach; der versammelte
Senat habe ihm eine Versammlung von Königen zu seyn geschienen.
Während sich Pyrrhus zu Tarent in den Winterquartieren befand,
schickten die Römer Gesandte an ihn, um die Auslösung der
Gefangenen zu bewirken. Unter diesen Gesandten war auch Fabri-
cius, der sich eben so wenig von Pyrrhus durch Geld bestechen,
als durch einen Clephanten erschrecken ließ. Die Gefangenen
wurden zwar nicht ausgelöst, durften aber nach Hause gehen, um
ihre Familien zu sehn» »md mit ihnen daö Fest der Saturnalien
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal]]
TM Hauptwörter (100): [T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht]]
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Extrahierte Personennamen: Christus Cornelius Cineas Cineas
Extrahierte Ortsnamen: Unteritalien Unteritalien Unteritalien Rom Epirus Italien Rom